Nachfolge Markt KMU Bayern Teil 2

Auch in anderen Branchen ist der Nachfolgebedarf hoch. Insgesamt planen etwa 15 % aller Betriebsinhaber in Bayern, ihr Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre abzugeben. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) berichten ebenfalls von tausenden nachfolgesuchenden Unternehmen quer durch Handel, Industrie und Dienstleistungsgewerbe. Bundesweit rechnet das Institut für Mittelstandsforschung (IfM Bonn) mit ca. 190.000 Unternehmensübergaben in Deutschland von 2022 bis 2026 – die bayerischen Zahlen spiegeln diese Größenordnung im Landesmaßstab wider (rund 7.000 Übergaben pro Jahr). Für Bayern prognostiziert die erwähnte Studie bis 2026 etwa 36.500 Übergaben wirtschaftlich stabiler Betriebe, was bereits etwa 7–8 % aller Unternehmen in Bayern entspricht.

Altersstruktur der Inhaber: Die hohe Zahl an Nachfolgen hängt direkt mit der Altersstruktur zusammen. Viele Inhaber gehören der geburtenstarken Babyboomer-Generation (geboren 1955–1969) an und stehen nun vor dem Ruhestand. Deutschlandweit ist das durchschnittliche Unternehmeralter in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Im Jahr 2024 waren 54 % der Inhaber mittelständischer Unternehmen 55 Jahre oder älter – vor 20 Jahren lag dieser Anteil erst bei 20 %. In Bayern sind diese Verhältnisse ähnlich gelagert. Diese Entwicklung bedeutet, dass die erste Welle der Babyboomer derzeit (2020er Jahre) in den Übergabeprozess eintritt, aber die zweite Hälfte dieser Generation bis Ende der 2020er Jahre noch folgt. Mit anderen Worten: Die Nachfolgethematik hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.

Zur Veranschaulichung zeigt Tabelle 1 einige Kennzahlen zur Unternehmensnachfolge in Bayern:

Kennzahl Wert / Umfang Zeitraum / Anmerkung
Unternehmen gesamt (Bayern) ca. 630.000 (davon ~546.000 Familienunternehmen) Stand 2020 (alle Größenklassen)
Übergabewillige Inhaber ~142.400 Betriebe 2022–2026 (geplant, überw. altersbedingt)
Davon „übergabereif“ ~36.500 Betriebe (mit ~618.000 Beschäftigten) 2022–2026 (wirtschaftlich attraktiv für Übernahme)
Anteil Inhaber >60 (Handwerk) ~25 % Stand 2020 (bundesweit im Handwerk)
Nachfolgefälle Handwerk (DE) ~125.000 Betriebe Bis 2030 (bundesweite Prognose ZDH)
Nachfolgefälle Bayern (alle Branchen) ~36.500 Betriebe (attraktiv)  ~34.900 Betriebe (gesamt) 2022–2026 (Schätzung, Unterschiede je nach Betrachtung)
Prognose Bayern bis 2030 ~61.500 Betriebe (~1 Mio. Arbeitsplätze)  ~(bis zu) 240.000 Betriebe (inkl. Kleinstunternehmen)* 2022–2031 (attraktive Übernahmen)  bis 2030 (alle übergabereifen Unternehmen ≥55 J.)

Tabelle 1: Wichtige Kennzahlen zur Unternehmensnachfolge in Bayern (eigene Zusammenstellung nach Quellen)

 

Wie die Tabelle andeutet, wird in Bayern bis 2030 mit einem weiteren Anstieg der Nachfolgefälle gerechnet. Berücksichtigt man schon Inhaber ab 55 Jahren (nicht nur ab 60), steigt die Zahl der übergabereifen Unternehmen im Freistaat bis 2030 auf etwa 240.000 Betriebe mit zusammen rund 1,27 Mio. Beschäftigten . Die Zahl der tatsächlich übernahmewürdigen (wirtschaftlich tragfähigen) Betriebe dürfte im Zehn-Jahres-Zeitraum 2022–2031 bei rund 61.500 liegen – immer noch eine immense Größenordnung. Diese Diskrepanz verdeutlicht ein zentrales Problem: Nicht für jeden abgabebereiten Betrieb wird sich auch ein Nachfolger finden, vor allem wenn die Ertragslage schlecht ist.